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Dienstag, 6. Oktober 2015

IHMN: Gold in Rattlesnake

Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt: Da ist es schlimmer, viel schlimmer als man glaubt...
Eine entvölkerte Geisterstadt namens Rattlesnake brütet in der Sonne.  Vor über dreißig Jahren soll der damalige Bürgermeister Samuel Shlomo Shoestein die Stadt in den Ruin getrieben haben, indem er sich zahllose Feinde gegen sich aufgebracht haben sollte. Gerüchte sagen, dass alle Gesetzeshüter und Gesetzlosen von Rang und Namen in einem grauenhaften Wüten die gesamte Einwohnerschaft dahingemetzelt hätten. Seither waren immer wieder Abenteurer in die Stadt gezogen, die sich Reichtum durch Plünderung versprochen hatten, jedoch im besten Fall mit dem blanken Leben davongekommen waren. Was genau dort vorging, war ein Geheimnis. Allerdings hielten sich die Gerüchte über einen riesigen Goldschatz den "Triple S" Shoestein zusammengerafft haben sollte und der bislang von niemandem gefunden wurde standhaft am Leben. Die meisten Amerikaner wagten  schon lange nicht mehr auch nur über einen Ausflug dorthin nachzudenken, aber so langsam machte die Kunde von dem Schatz, der in einem Obergeschoss eines Holzgebäudes zu finden sei, die Runde in europäischen Adelskreisen. Aus dem fernen Moskovia war Grigori Dimjetrov mit seiner kleinen Entourage aus Getreuen aufgebrochen, um den Gerüchten auf den Grund zu gehen.

Jedoch hatte auch Lord Weatherby von der Sache Wind bekommen und war nach der missglückten Inbesitznahme des pazifischen Riesenedelsteines "Lock-Jar" und der inzwischen abgeschlossenen Genesung seiner Gattin auf neue und vor allem einträgliche Abenteuer aus. Per Dampfschiff und Eisenbahn hatten seine "Weatherby´s Finest" das Kaff am Ende des westlichen Nirgendwo erreicht und kurzerhand auch den Lokomotivführer dienstverpflichtet sich Ihrer Sache anzunehmen.

Die einzige Straße wand sich verdorrt und ausgestorben zwischen den verfallenden Häusern hindurch. An ihrem westlichen Ende nahmen die Abenteurer aus dem Osten Aufstellung.

Derweil posierte das Aufgebot aus dem Westen am östlichen Ortseingang bei der Baäckerei und der Kirche.

Der kleine Bahnhof lag verlassen und vergessen in der Mittagssonne, da die britischen Abenteurer lieber außerhalb der Stadt dem Zug entstiegen waren.

Staubwolken wehten um die schiefen Häuserecken, irgendwo knarrte eine Tür im Wind...

Es gab insgesamt drei mehrgeschossige Gebäude. Da das Gold sich in einem Obergeschoss befinden sollte, kamen nur diese als mögliche Verstecke in Frage.

Die Moskovianer rückten beherzt vor. Der Matrose Boris (einziger Überlebender und wahrscheinlicher Verursacher des Untergangs eines gewissen Panzerkreuzers "Potemkin"), zwei Soldaten, die Mentalistin Tamara Isotova, Oleg Tarrasow, sowie Grigori Dimjetrov wollten sich aufteilen, um mehrere Gebäude gleichzeitig zu untersuchen.

Ein Hotel auf der nördlichen Straßenseite (in blaugrau rechts im Bild) sollte das erste Ziel der Moskovianer sein, um das sich Grigori Dimjetrov höchstselbst zu kümmern gedachte. Tamara Isotova strebte dem Tanzpalast auf der südlichen Straßenseite zu (das blaue Gebäude mit dem rosa Schild).

Die meisten Briten bewegten sich flott entlang der Hauptstraße, während "Black" Jack Moretti und Donald MacDonald sich parallel dazu zwischen Bäckerei und Wasserturm dem Eingang des zweigeschossigen Kaufhauses näherten.

Dimjetrovs Leute waren ständig darauf bedacht in Deckung zu bleiben und verbargen sich hinter Hausecken, Fässern und Kisten, wann immer sie solche erreichen konnten.

So zögerlich waren Wetherby´s Finest nicht und rückten vergleichsweise offen auf der Hauptstraße vor.

Donald MacDonald betrat das Kaufhaus durch den Haupteingang und fand tatsächlich etwas im Obergeschoss, das wie Gold aussah.

Auch Tamara Isotova entdeckte im Tanzpalast eine Ansammlung großer goldener Klumpen.

Allerdings erwiesen sich beide Funde nur als angemalte Felsbrocken, die zwar schön glänzten, aber von keinerlei Wert waren.

Inzwischen konnte Horatio Smith mit seinem Gatling-Maschinengewehr einen der moskovianischen Soldaten niederstrecken, dem die Deckung hinter den ausgetrockneten Holzfässern nichts genutzt hatte.

Die geballte Feuerkraft der Maschinengewehrschützen und des Lords mit seinem Jagdgewehr bewegte sich langsam, aber stetig, weiter auf die Gegner zu.

Donald MacDonald verließ das Kaufhaus durch den Hinterausgang, doch Tamara Isotova hatte dieselbe Idee und traf ihn hinter dem Tanzpalast. Oleg Tarrasow kam ihr zu Hilfe und sie setzten den Schotten gemeinsam in der engen Gasse fest.

Ein furchtbares Handgemenge entbrannte. So furchteinflößend die gedankenmanipulierende Moskovianerin auch wirken möchte - sie kann den Schotten nicht wirklich beeindrucken, der ohne Zögern auf sie einzuprügeln versucht. Ihr wattierter Mantel last seine Hiebe jedoch wirkungslos verpuffen.

Auf der anderen Straßenseite waren Lady Weatherby und der Lokomotivführer Reginald Greene durch den Vordereingang in das schäbige Hotel eingedrungen, wo sie im Obergeschoss auf Grigori Dimjetrov und einen seiner Soldaten trafen, die bereits den Hintereingang benutzt hatten und sie erwarteten. Wild begannen sie mit Gewehrkolben und Schraubenschlüssel, Säbel und Messer aufeinander einzuschlagen.

Lady Weatherby war anscheinend noch von ihrem Kampf gegen die wilden Kannubalinnen auf Skill Island so traumatisiert, dass sie sich als vollkommen nahkampfuntauglich entpuppte und ohne zum Geschehen beizutragen zu Boden ging.

Nun war es des tapferen Lokomotivführers alleinige Angelegenheit gegen die zwei nicht gerade zimperlichen Moskovianer vorzugehen. Mächtig schwang er den gewaltigen Schraubenschlüssel ein ums andere Mal, konnte aber keinen der Gegner verletzen, die geschickt auswichen. 
Hin und her ging der ungleiche Kampf, aber keiner der Drei konnte die Oberhand gewinnen.

Unterdessen hatte der Panzerkreuzerversenker Boris vor dem Hotel kurzen Prozess mit Horatio Smith gemacht und damit 50% des britischen Maschinengewehrfeuers ausgeschaltet.

Die anderen 50% namens Samson de Lilah erledigten den berüchtigten Seemann noch in der gleichen Sekunde hinter seinem Kistenstapel.

Noch während die Schüsse draußen auf der Straße verhallten, stach der moskovianische Soldat den irischen Lokomotivführer mit seinem Kampfmesser nieder.

Zur großen Freude von Grigori Dimjetrov erwies sich der Goldfund tatsächlich als das, was er sein sollte: Der versteckte Schatz des verblichenen ehemaligen Bürgermeisters Samuel "Triple S" Shlomo Shoestein.

Eigentlich hatte "Black" Jack Moretti Tamara Isotova von hinten erschießen wollen, die noch immer in das Handgemenge mit seinem Kameraden Donald MacDonald verwickelt war. Doch sie wurde sich der Gefahr bewusst und setzte schnell einen Gedankenbefehl an ihn ab, der ihn veranlasste stattdessen den Nahkampf mit ihr zu suchen, ohne schießen zu können.

Lord Edward Weatherby sah die Gelegenheit seine Fähigkeiten als meisterlicher Jäger zu präsentieren und gezielt ein Opfer aus dem Handgemenge in der engen Gasse herauszuschießen: Oleg Tarrasow sollte dran glauben müssen. 

Der Lord traf ihn zwar in den Rücken, aber die Kugel blieb in der Panzerung des maßgeschneiderten moskovianischen Wintermantels stecken. Der Soldat im Obergeschoss des Hotels zielte und schuss mit seinem Karabiner vom Feenster aus auf den Lord, konnte seinerseits aber auch nichts ausrichten.
Samson de Lilah versuchte ihn von der Starße aus mit Maschinengewehrfeuer vom Fenster wegzuschießen, hatte aber auch keinen Erfolg.
Grigori Dimjetrov hatte das Hotel wieder durch den Hinterausgang verlassen und strebte unbehelligt mit dem Goldklumpem dem Stadtrand zu.

Als er ihn erreicht hatte, gönnte er sich eine kleine Verschnaufpause, steckte sich zufrieden eine Zigarre an und rief seine Getreuen zu sich. Dieses Unternehmen war für seine kleine Gruppe äußerst erfolgreich verlaufen. Den namenlosen Soldaten würde niemand vermissen und der Matrose Boris hatte seit jeher einen eher zweifelhaften Ruf und tendierte schon immer zu selbstzerstörerischem Draufgängertum. Mit dem Gold würde er Grigori Dimjetrov die Reihen seiner Getreuen, sowie deren Taschen, ohne Zweifel schnell wieder füllen können

Ohne Gold, Lokomotivführer und die Begleitung ihrer Ladyschaft mussten die britischen Abenteurer versuchen die staubige Einöde des wilden und tödlichen Westens wieder zu verlassen.

Die Verteidiger Moskovias lasen noch eine kurze Messe nachdem sie ihre Toten begraben hatten und machten sich zu Fuß auf den Weg in den Sonnenuntergang in der Gewissheit, dass noch weiter im Westen eine Küste und ein Ozean auf sie warteten, die sie paradoxerweise in den Osten bringen würden...

2 Kommentare:

Opa Wuttke hat gesagt…

Wieder ein sehr schöner unterhaltsamer Bericht. Den Knaben mit dem Riesenschraubenschlüssel find ich ja cool. Das hat ja Freud´sche Dimensionen...

Bernd hat gesagt…

Es war ein episch erfolgloses Gefecht. So viele 1er Würfe habe ich schon lange nicht mehr gesehen! :) Es war brutal harmlos sozusagen.