Andereseits war ein solches Juwel in Zeiten wie diesen bares Geld wert, wenn man wusste, wie man es nutzen konnte. Dakota Harris wusste es. Ein versonnenes Lächeln umspielte seine Mundwinkel als der metallisch blanke Rumpf seines Babys gleißend im Lichtstrahl der Handlampe auftauchte.
Dakota Harris flog den Chicagoer Flughafen im ersten Sonnenlicht an. Sein einziger Passagier wartete bereits im Schatten eines Tankwagens. Harris hatte per Telegramm eine Nachricht von seinem Verbindungsmann bei der Regierung erhalten. Er neigte nicht dazu Fragen zu Stellen, was ihn bei den Behörden einigermaßen gefragt gemacht hatte. Dafür sahen die Gesetzeshüter nicht unbedingt billigend, aber dennoch teilnahmslos in eine andere Richtung, wenn er wieder einmal einen nicht ganz so astreinen Transport von anderen Auftraggebern übernahm. Der heutige Fluggast sollte aber zumindest von Behördenseite kein Problem darstellen, denn die Passage für diese Wissenschaftlerin war von einem waschechten L.O.L.-Agenten bar bezahlt worden. Dakota Harris hatte trotzdem ein schlechtes Gefühl als er die Maschine neben dem Tankwagen fernab vom Flughafengebäude ausrollen ließ. Er legte die Bremsen an, aber ließ die Motoren im Leerlauf drehen, während er nach hinten zur Einstiegsluke ging.
Grinsend schob der Pilot die Gashebel nach vorn und gab die Bremsen frei.
Das ungute Gefühl, das Harris früher am Morgen gehabt hatte, schien sich zu bewahrheiten. Zwei Fugzeuge kamen ihnen aus der Sonne entgegengeflogen. Er kniff die Augen zusammen, um etwas erkennen zu können und zögerte keine Sekunde länger. Die Starlet Scarlet kippte über die Backbordtragfläche in eine weite Linkskurve und flog hinter der Valiant von Mississippi Crowbar her. Die unidentifizierten Flugzeuge stellten sich als offensichtlich feindlich gesinnte Abfanjäger heraus, denn sie reagierten überhaupt nicht auf die Manöver der Dukes, sondern peilten weiterhin die Passagiermaschine an. Wayne Johnson wollte einen der Banditen stellen und flog genau auf die Coyote von Hauke Jorgensen zu. Dieser reagierte ein Augenzwinkern schneller und gab bereits alles, bevor der Anführer der Dukes auch nur den Finger am Abzug hatte. Eine ganze Ladung Raketen schoss auf ihn zu, während bereits Salven verschiedener Kaliber auf seine Bloodhawk einprasselten und die Bleche wie Papier von Rumpf und Tragflächen abschälten. Die raketen richteten schwerste Schäden in der Struktur an und einen Augenblick später riss die Backbordtragläche komplett ab. Trudelnd stürzte die Bloodhawk in die Tiefe. Wayne Johnson griff mit der rechten Hand zum Riegel des Kabinendachs und mit der linken zum Foto seiner Liebsten, das mit einem Kaugummi ans Armaturenbrett geheftet war. Die senkrecht in engen Spiralen abstürzende Maschine ließ im aber keine Chance. Immer wieder schlug sein Kopf gegen Dach und Seiten des Cockpits und er verlor zuerst die Orientierung und dann das Bewusstsein.
Hauke Jorgensen starrte seinem Abschuss nach bis ein lautloser Feuerpilz vom Boden heraufstieg und sich in eine schwarze Rauchwolke verwandelte. In einem Anflug von Sentimentalität entbot er dem abgeschossenen Wayne Johnson einen ritterlichen letzten Gruß, indem er sich kurz an die Stirn tippte. Dann änderte er den Kurs zu seinem eigentlichen Ziel, aber zwischen diesem und seiner Gertrud befand sich bereits die Valiant von Mississippi Crowbar, der in seinem Cockpit in ein wildes Kriegsgeschrei ausgebrochen war und darauf brannte seinen Kameraden zu rächen.
Alle vier verbliebenen Maschinen brachen in eine wilde Kurbelei aus. Es dauerte eine ganze Weile bis der Flügelmann der Dukes endlich die Gertrud ins Fadenkreuz bekam.
Dann aber ballerte er was das Zeug hielt. Zuerst jagte er sechs Bohrraketen in die Nase und in die Tragflächenvorderkante von Jorgensens schwerem Jäger. Dann betätigte er die Maschinengewehre. Seine leichte Maschine beherbergte zwar nur Waffen mit kleinem Kaliber, aber die brennenden Magnesiumgeschosse fraßen sich weiter und weiter in die Beplankung der Coyote.
Bruchteile von Sekunden später war die kreuzende Coyote aus seinem Fadenkreuz verschwunden. Grimmig lächelnd blickte er der angeschlagenen Maschine hinterher. Die vielen dünnen Rauchspuren verrieten ihm deutlich, dass die Brandgeschosse ihre Arbeit taten und den Angreifer in Kürze erledigen würden. Befriedigt drehte er ab und wandte sich Jorgensens Flügelfrau in der Raven namens "Dolch" zu.
Karla Braun war viel zu beschäftigt der beweglichen Valiant auszuweichen, als dass sie auch nur einen einzigen Schuss auf die Starlet Scarlet abgeben konnte. Frustriert und entnervt brach sie die Verfolgung ab und begann sich eine Geschichte auszudenken, die sie Dr. Thule erzählen würde. Sie wusste, dass er kein Versagen duldete, aber er war nur ein Mann und sie hatte jede Menge weiblichen Charme, davon war sie überzeugt.
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