Geneigte Leser

Dienstag, 22. Juli 2008

Die Flucht vor Dr. Thules Schergen

Captain Harris hob sein linkes Handgelenk ins trübe Licht der alten Blechlampe und warf einen Blick auf seinen Chronographen. Es wurde Zeit. Er stemmte sich gegen die rostige Tür in der Wellblechwand und drückte sie mit der Schulter auf. Widerstrebend und knirschend öffnete sie sich und schlug scheppernd von innen an die Wand. Dumpf verhallte der blecherne Klang im gewaltigen Dunkel des riesigen Hangars. Er knipste seine Stablampe an und ließ den Strahl über den staubigen Betonboden schweifen. Hier und da spiegelte sich das Licht in Pfützen, die von der undichten Decke herrührten. Der Flugplatz war seit gut fünfzehn Jahren nicht mehr in Betrieb. Damals wurden Army-Piloten hier ausgebildet, um im großen Krieg in Europa gegen den Kaiser zu kämpfen, aber das war lange her und die abgelegene Lage auf dem Land, welche für Übungsflüge optimal gewesen war, hatte das Flugfeld nach Kriegsende schnell in Vergessenheit geraten lassen.
Andereseits war ein solches Juwel in Zeiten wie diesen bares Geld wert, wenn man wusste, wie man es nutzen konnte. Dakota Harris wusste es. Ein versonnenes Lächeln umspielte seine Mundwinkel als der metallisch blanke Rumpf seines Babys gleißend im Lichtstrahl der Handlampe auftauchte.
Starlet Scarlet hatte er sie in Erinnerung an eine bekannte Filmschauspielerin aus Hollywood genannt. Im Vorbeigehen strich er zärtlich an der Tragflächenvorderkante entlang und spürte das kalte Aluminiumblech unter seinen Fingern, ertastete jede Niete und wischte noch einmal die Plexiglasabdeckung vor dem Landescheinwerfer sauber. Er tätschelte die Abdeckung der mächtigen Motorgondel und sog den öligen Geruch des Backbordmotors tief ein. Er leuchtete erneut auf sein Handgelenk und schob den Ärmel der abgewetzen Lederjacke hoch, um noch einen Blick auf die Uhrzeit zu erhaschen. Dann schritt er forsch zu den großen Hallentoren und schob sie ächzend auf. Blaue Morgendämmerung sickerte feucht in die staubige Halle. Der Pilot ging zurück zu seiner Maschine, setzte im Schein der Stablampe seine Inspektion des Flugzeugs fort und kletterte schließlich an Bord. Er breitete die Karte auf dem Copilotensitz aus, ging noch einmal den Wetterbericht und den Flugplan durch und startete schließlich die Motoren. Knallend wie Explosionen erwachten diese in der wiederhallenden leeren Halle zum Leben, während Flammen aus den Auspuffen schossen und die Propeller den Innenraum des Hangars schlagartig in einen einzigartigen Sandsturm aus Staub verwandelten. Harris löste die Bremsen und ließ die zitternde Maschine langsam auf das Vorfeld rollen. Der verwaiste Betonplatz lag im schleierhaften Morgendunst. Nach einem Blick in die Runde ließ der Pilot die Maschine zum Ende der Piste rollen, schwenkte sie herum und gab Vollgas. Behäbig wirkend nahm die silbrig glänzende Starlet Scarlet Geeschwindigkeit auf, hob das Spornrad vom Boden, wurde immer schneller und schoss mit donnernden Motoren und ohne Positionslichter am Hangar vorbei, während das Fahrwerk kaum vom Boden weg bereits eingezogen wurde.
Stetig leiser werdend verklang das sonore Brummen der Sternmotoren in der Ferne, als sich wieder Stille über den Platz und sich gleichermaßen der Staub im Hangar zu Boden senkte.

Dakota Harris flog den Chicagoer Flughafen im ersten Sonnenlicht an. Sein einziger Passagier wartete bereits im Schatten eines Tankwagens. Harris hatte per Telegramm eine Nachricht von seinem Verbindungsmann bei der Regierung erhalten. Er neigte nicht dazu Fragen zu Stellen, was ihn bei den Behörden einigermaßen gefragt gemacht hatte. Dafür sahen die Gesetzeshüter nicht unbedingt billigend, aber dennoch teilnahmslos in eine andere Richtung, wenn er wieder einmal einen nicht ganz so astreinen Transport von anderen Auftraggebern übernahm. Der heutige Fluggast sollte aber zumindest von Behördenseite kein Problem darstellen, denn die Passage für diese Wissenschaftlerin war von einem waschechten L.O.L.-Agenten bar bezahlt worden. Dakota Harris hatte trotzdem ein schlechtes Gefühl als er die Maschine neben dem Tankwagen fernab vom Flughafengebäude ausrollen ließ. Er legte die Bremsen an, aber ließ die Motoren im Leerlauf drehen, während er nach hinten zur Einstiegsluke ging. Als er den Schlag öffnete, blickte er auf eine atemberaubende junge Frau im blauen Kostüm und ohne Gepäck, deren rote Mähne von den Propellern zerzaust wurde. Er streckte ihr die Hand hinab und zog sie zu sich herauf. "Dr. Bones?" fragte er knapp. Die erschöpft aussehende Rothaarige nickte stumm und blickte sich in der Kabine um. Die Sitze waren entfernt worden, um Platz für unzählige prall mit Treibstoff gefüllte Ballons aus schwarzem Gummi zu schaffen, die wie Sandsäcke von der Decke herabbaumelten und durch Schläuche miteinander verbunden waren. Es roch bedenklich nach Benzin. Der Pilot zog die Tür zu und bedeutete ihr per Handzeichen über dem dröhnenden Lärm in der unisolierten Kabine nach vorn zu folgen. Sie stiegen zum Cockpit hinauf und er wies ihr den Copilotensitz an. Dankbar ließ sie sich darauf sinken und der Lärm ließ sofort etwas nach, als Harris die Tür zur Kabine ins Schloss zog. Er streckte ihr noch einmal seine Rechte hin: "Dakota Harris, ich werde sie heil über den Atlantik bringen." Verstehend nickte sie: "Dafür sind also die ganzen Spritbehälter dahinten...Cindy-Anna Bones. Fliegen sie los, Captain Harris!"
Grinsend schob der Pilot die Gashebel nach vorn und gab die Bremsen frei. In einer anderen Ecke des Himmels röhrten ebenfalls zwei Motoren durch den Sonnenaufgang. An deren Gashebeln saßen allerdings zwei verschiedene Piloten. Die in zwei unmarkierten Jagdflugzeugen fliegende Staffel "Walhalla" empfing gerade ein auf einem optischen Darstellungsglas durch Magnetstrahlablenkung in Vakuumröhren erzeugtes Bild Dr. Thules. Der unheimliche Superschurke instruierte den Staffelführer Hauke Jorgensen gerade per Bildfunk über dessen bevorstehende Aufgabe. Jorgensen meinte sogar die stechenden Augen des sinistren Genius durch dessen Maske über unaussprechliche Entfernungen hinweg auf sich ruhen zu spüren. Ein Gefühl der Beklemmung machte sich in der engen Kabine breit und drohte den erfahrenen Piloten beinahe zu ersticken. Schwitzend versuchte er seinen Kragen aufzufingern und wusste genau, dass der Meister kein Versagen dulden würde. Weder Hauke Jorgensen in seiner "Gertrud", noch seine Flügelfrau Karla Braun in ihrer "Dolch" wussten etwas über das Schicksal oder auch nur die vorherige Existenz ihrer eigenen Arbeitskollegen im ELUHT-Konzern, die beim Versuch Dr. Cindy-Anna Bones aufzuhalten versagt hatten. Hätten sie es gewusst, hätte es ihre jetztige Lage ohnehin nicht verändert. Der Meister duldete Ungehorsam ebensowenig wie Versagen. Sie mussten tun, was er wollte. Und jetzt wollte er, dass sie diese Douglas DC-3 abschossen. Verstohlen schielte Hauke Jorgensen zu der brünetten Pilotin der Nachbarmaschine hinüber. Sie nickte ihm zu und hob den Daumen der rechten Hand. Auch sie hatte den Auftrag unmissverständlich verstanden und schicksalsergeben angenommen. Der Meister hatte einfach ein Händchen für Frauen. Kopfschüttelnd schob der skandinavische Hüne die Schutzbrille vor seine Augen und hieb den Gashebel nach vorne. Karla Braun folgte ihm grinsend.
Ganz so einfach sollte die Aufgabe jedoch nicht werden, denn obgleich die Passagiermaschine unbewaffnet war, hatten die Agenten von L.O.L. dafür gesorgt, dass sie nicht gänzlich schutzlos fliegen würde. Seit ein paar Minuten hatten zwei Dixie-Maschinen zur Begrüßung flügelwackelnd zu der im Sonnenaufgang golden schimmernden Starlet Scarlet aufgeschlossen. Der Staffelführer der Dukes, Wayne Johnson war ein alter Freund von Dakota Harris. Er hatte ihm schon öfter den Rücken freigehalten, wenn er die Scarlet aus einer brenzligen Situation manövrieren musste, um wertvolle Fracht zu retten. Heute war Johnson als Söldner für die Agenten unterwegs. Harris war es egal wer seinen Kumpel bezahlte, solange dieser auf seiner Seite war. Die Jagdmaschinen sollten ihn so weit sie konnten auf den Ozean hinaus begleiten und dann zurückfliegen. Dakota Harris bemerkte sofort, dass es sich bei der Bloodhawk und der Valiant, die beide die Rebellenflagge der Konföderierten am Leitwerk trugen, um sehr leichte, schnelle und wendige Jäger handelte. Das war wichtig, damit sie mit seiner starken zweimotorigen Maschine mithalten und eventuelle Gegner ausmanövrieren konnten. Jedenfalls fühlte er sich mit Wayne Johnson an Backbord und dessen eingeborenem Flügelmann Mississippi Crowbar unter der Steuerbordtragfläche der Starlet Scarlet sehr sicher an diesem Morgen. Die Passagierin war längst im Copilotensitz eingeschlummert, in den Schlaf gewiegt vom stetigen Brummen der großen Motoren und dem ruhigen Flug der schweren Maschine. Die Strahlen der Morgensonne, die genau von vorn durch die Cockpitscheiben fielen, ließen ihre ungekämmten roten Haare im strahlenden Licht aufflammen und verliehen ihr eine nahezu überirdische Schönheit. Fasziniert schweifte der Blick des Piloten immer wieder zu der jungen Wissenschaftlerin. Ruckartig wurde er aus seinen schwelgenden Träumereien gerissen, als plötzlich beide Begleitjäger mit Vollgas in verschiedene Richtungen davonstoben und die Scarlet in ihrem Propellersog hefig durchrüttelten.
Das ungute Gefühl, das Harris früher am Morgen gehabt hatte, schien sich zu bewahrheiten. Zwei Fugzeuge kamen ihnen aus der Sonne entgegengeflogen. Er kniff die Augen zusammen, um etwas erkennen zu können und zögerte keine Sekunde länger. Die Starlet Scarlet kippte über die Backbordtragfläche in eine weite Linkskurve und flog hinter der Valiant von Mississippi Crowbar her. Die unidentifizierten Flugzeuge stellten sich als offensichtlich feindlich gesinnte Abfanjäger heraus, denn sie reagierten überhaupt nicht auf die Manöver der Dukes, sondern peilten weiterhin die Passagiermaschine an. Wayne Johnson wollte einen der Banditen stellen und flog genau auf die Coyote von Hauke Jorgensen zu. Dieser reagierte ein Augenzwinkern schneller und gab bereits alles, bevor der Anführer der Dukes auch nur den Finger am Abzug hatte. Eine ganze Ladung Raketen schoss auf ihn zu, während bereits Salven verschiedener Kaliber auf seine Bloodhawk einprasselten und die Bleche wie Papier von Rumpf und Tragflächen abschälten. Die raketen richteten schwerste Schäden in der Struktur an und einen Augenblick später riss die Backbordtragläche komplett ab. Trudelnd stürzte die Bloodhawk in die Tiefe. Wayne Johnson griff mit der rechten Hand zum Riegel des Kabinendachs und mit der linken zum Foto seiner Liebsten, das mit einem Kaugummi ans Armaturenbrett geheftet war. Die senkrecht in engen Spiralen abstürzende Maschine ließ im aber keine Chance. Immer wieder schlug sein Kopf gegen Dach und Seiten des Cockpits und er verlor zuerst die Orientierung und dann das Bewusstsein.
Hauke Jorgensen starrte seinem Abschuss nach bis ein lautloser Feuerpilz vom Boden heraufstieg und sich in eine schwarze Rauchwolke verwandelte. In einem Anflug von Sentimentalität entbot er dem abgeschossenen Wayne Johnson einen ritterlichen letzten Gruß, indem er sich kurz an die Stirn tippte. Dann änderte er den Kurs zu seinem eigentlichen Ziel, aber zwischen diesem und seiner Gertrud befand sich bereits die Valiant von Mississippi Crowbar, der in seinem Cockpit in ein wildes Kriegsgeschrei ausgebrochen war und darauf brannte seinen Kameraden zu rächen. Alle vier verbliebenen Maschinen brachen in eine wilde Kurbelei aus. Es dauerte eine ganze Weile bis der Flügelmann der Dukes endlich die Gertrud ins Fadenkreuz bekam. Dann aber ballerte er was das Zeug hielt. Zuerst jagte er sechs Bohrraketen in die Nase und in die Tragflächenvorderkante von Jorgensens schwerem Jäger. Dann betätigte er die Maschinengewehre. Seine leichte Maschine beherbergte zwar nur Waffen mit kleinem Kaliber, aber die brennenden Magnesiumgeschosse fraßen sich weiter und weiter in die Beplankung der Coyote. Bruchteile von Sekunden später war die kreuzende Coyote aus seinem Fadenkreuz verschwunden. Grimmig lächelnd blickte er der angeschlagenen Maschine hinterher. Die vielen dünnen Rauchspuren verrieten ihm deutlich, dass die Brandgeschosse ihre Arbeit taten und den Angreifer in Kürze erledigen würden. Befriedigt drehte er ab und wandte sich Jorgensens Flügelfrau in der Raven namens "Dolch" zu.Karla Braun war viel zu beschäftigt der beweglichen Valiant auszuweichen, als dass sie auch nur einen einzigen Schuss auf die Starlet Scarlet abgeben konnte. Frustriert und entnervt brach sie die Verfolgung ab und begann sich eine Geschichte auszudenken, die sie Dr. Thule erzählen würde. Sie wusste, dass er kein Versagen duldete, aber er war nur ein Mann und sie hatte jede Menge weiblichen Charme, davon war sie überzeugt.







Mittwoch, 9. Juli 2008

Das Château

Nachdem ich sowohl von einem Mitspieler, wie auch von einem Arbeitskollegen Einzelteile von insgesamt drei unvollständigen Ritterburgen der Firma BIG geschenkt bekommen hatte, mussten diese zu etwas Sinnvollem verarbeitet werden. Für eine mittelalterliche Burg waren die Mauerstrukturen zu regelmäßig und hätten lediglich eine romantische Rekonstruktion erlaubt. Die folgende Abbildung zeigt eine beispielhafte Burg im Originalzustand:



Als Größenbeschränkung habe ich mir selbst eine quadratische Grundfläche mit 50cm Kantenlänge auferlegt und dann angefangen mit den vorhandenen Teilen Stellproben durchzuführen.

Ziemlich schnell war klar, dass ein annähernd quadratischer Grundriss mit Innenhof die Verwendung fast aller vorhandenen Teile beinhalten würde. Der schlossartige Bau mit vier Flügeln und quadratischem Innenhof könnte sich durch mehrere Epochen hindurch verwenden lassen, z.B. als Gefängnis, Amtsgebäude, Krankenhaus, Vampirvilla und Ähnliches.
Ich habe vor das Gebäude im Inneren vollständig bespielbar zu gestalten, was eine Ausarbeitung der Innenwände und herausnehmbare Fußböden erforderlich macht.
Die Kunststoffassaden habe ich mit Plastikkleber problemlos zusammenkleben können, aber die Oberflächen verlangten viel Schleifarbeit, um Spritzansätze zu entfernen.



Außerdem mussten unglaublich viele Fugen gespachtelt werden. Das Feilen und Schleifen der ganzen ausgehärteten Spachtelmasse kostete tagelang meine Feierabende. Selbstverständlich mussten hinterher auch wieder Mauerstrukturen in die gespachtelten Oberflächen gekratzt werden.

Ursprünglich hätte das Gebäude zwei jeweils gegenüberliegende gleiche Fassaden haben sollen, aber ich habe mich entschieden einen Torvorsatz mit einem Wachraum auf der einen Querseite zu schaffen. Einerseits wird die Architektur dadurch interessanter, zweitens bekommt das doch recht "amtlich" aussehende Gebäude dadurch eine klassische Note und drittens erlaubt es die Befahrung des Erdgeschosses mit Fahrzeugen.



Um keinen Platz für ein Treppenhaus im Inneren zu verschwenden, habe ich die Treppe zum Obergeschoss einfach in den Innenhof verlegt. Dort wird auch noch ein Brunnen oder ein Schacht oder so etwas entstehen.
Die Treppe selbst entstand wie die Innenwände im Obergeschoss aus knapp 1mm starken Kunststoffplatten.

Nach dem Experiment mussten die Innenseiten der Außenwände des ersten Obergeschosses vekleidet werden. Außerdem haben die Torbogen Türrahmen und Türen erhalten, die auf verschiedene Weisen mit einfachen Riegeln zu verschließen sind.

Im Innenhof ist ein Brunnenschacht entstanden, der gegenüber meiner ersten Überlegung aber nicht abgedeckt wird, da eine spiegelnde Wasseroberfläche sicher einen netten Kontrast zu dem düsteren Mauerwerk abgeben wird.